Yoga

Yoga für körperlich und geistig Behinderte: ein perfektes Trainingsprogramm

Wer sich mit dem Thema Yoga befasst, stößt auf scheinbare Widersprüche: Einerseits sind die Körperübungen durchaus sehr anstrengend, andererseits soll Yoga für jedermann geeignet sein. Meditation und Atemübungen lassen sich noch vorstellen, aber wie sieht es bei Körperübungen aus, wenn der Mensch behindert ist?

Übungen anpassen

Die Lösung ist ganz einfach: Die Übungen werden angepasst. Dies funktioniert ähnlich wie bei älteren Menschen, die durch orthopädische Probleme mit Knochen und Gelenken ebenfalls nicht jede Körperstellung einnehmen können. Ob du unbeweglicher als früher bist und daher besser auf einem Stuhl als auf dem Boden oder fest im Rollstuhl sitzt: So groß sind die Unterschiede nicht und es lassen sich trotzdem viele Übungen trainieren. Diese sind vor allem sehr gut für den Rücken, der bei Rollstuhlfahrern, aber auch bei älteren Menschen stark belastet ist, häufig schmerzt und dessen Muskeln stark verkrampft sind.
Das Rückenproblem trifft übrigens fast jeden, auch jüngere Menschen. Yogaübungen im Sitzen sind deshalb perfekt für Kaffee- und Mittagspausen geeignet. Dies nur als kleiner Tipp am Rande.

Jeder profitiert

Yoga sollte zur Entspannung, einer besseren Körperhaltung und zu mehr Gelassenheit führen, aber auch von vornherein entspannt angegangen werden. Es sieht toll aus, wenn Menschen auf dem Kopf stehen oder im Lotussitz stundenlang verharren – vielen ist dies jedoch nicht möglich. Gerade beim Yoga gilt jedoch: Der Weg ist das Ziel. Wir streben nach Vollkommenheit in dem Bewusstsein, sie kaum jemals zu erreichen (wovon auch die großen Yogis überzeugt sind!). Und es gilt ebenso der Satz: jeder nach seinen Möglichkeiten.

Je unvoreingenommener wir daher die Übungen angehen, umso besser finden wir Varianten, die zu unserem Körper passen. Auch wenn du amputierte Gliedmaßen hast oder gehbehindert bist, kannst du dich anstrengen und das Beste aus den Übungen machen. Daher ist Yoga tatsächlich für jedermann geeignet. Wer zu Hause übt, kann je nach seinen Möglichkeiten bei uns bequeme Meditationskissen in diversen Ausführungen, warme Yogadecken, die sich auch über die Knie legen lassen, und softige Yogahandtücher bestellen.

Yoga für körperlich und geistig Behinderte
Yoga für körperlich und geistig Behinderte ©iStock.com/mikanaka

Immer mehr Angebote

Menschen mit Behinderung finden immer mehr Lehrer, die sowohl reine Behindertenkurse in Yoga als auch gemischte Gruppenkurse (Inklusionskurse) geben. Wer sich unsicher ist, kann vorher ein paar Einzelstunden nehmen, damit der Lehrer sieht, wie weit die Einschränkungen reichen und wie du am besten in den Kurs integriert werden kannst. Auch werden beispielsweise für Rollstuhlfahrer eigene Kurse angeboten. Trainiert werden vor allem Kundalini– und Hatha- Yoga.

Menschen mit geistiger Behinderung profitieren ebenfalls von Yoga. Es geht für jeden im Yoga darum, Atem und Bewegung zu koordinieren, mehr Beweglichkeit und tiefes Ein- und Ausatmen zu erlernen und zu einer inneren Entspannung zu finden. Eltern können sich bei Lehrern, die darin Erfahrung haben, einige Lektionen geben lassen und diese an ihre Kinder weitergeben.
Yoga schult die Koordination, das Gleichgewicht und das innere Loslassen, die Stille. Plötzlich werden Stellungen möglich, die bisher undenkbar waren. Bei körperbehinderten Yoga-Schülern kann beobachtet werden, dass sie eines Tages Regungen in Körperteilen verspüren, die sie beinahe für tot/abgestorben gehalten hatten.
Yoga stimuliert, massiert und bringt den Lebensfluss in Gang; es hilft unter anderem dem Verdauungsapparat, der gerade bei Rollstuhlfahrern leidet. Yoga nützt uns allen, aber vor allem den Menschen, die wenig andere Übungsmöglichkeiten haben und auf sanfte Art (aber durchaus mit Anstrengung) zu Veränderungen kommen wollen. Yoga fördert die Ausgeglichenheit und damit auch die gute Laune: Eines Tages wirst du vielleicht sogar damit aufhören, das Wetter (oder irgendjemand anderen) für deine Stimmung verantwortlich zu machen …

Nun ist sicher das Problem, dass es nicht überall ein breites Angebot an Behinderten-Yoga gibt, weil sich Yogalehrer speziell darauf einstellen und viel Zusätzliches lernen müssen. Doch das Internet und Behindertenansprechpartner in den Städten können weiterhelfen.

Die passende Hilfestellung: Yoga für jeden Körper

Wenn es in der Nähe kein Behindertenyoga gibt und auch keine passenden Ansprechpartner zur Verfügung stehen, ist dies noch lange kein Ausschlusskriterium für das erfolgreiche Behindertenyoga. Eine gute Hilfestellung ist es zum einen, sich online Ratschläge von anderen Betroffenen zu suchen. Gerade durch Erfahrungsberichte lassen sich viele Fragen klären oder Lösungen für die eigenen Probleme finden.
Dies ist mitunter mit viel Aufwand und Recherche verbunden. Dennoch geht es auch beim Yoga mit Behinderten vor allem darum, Bewegungsabläufe zu fördern und für Entspannung zu sorgen. Mit dem Ratgeber wie „Yoga für jeden Körper“ wird auf dieses Thema eingegangen und eine Möglichkeit für Yogaübungen, ganz unabhängig von körperlichen Gegebenheiten, geschaffen. Hilfreiche Anfängertipps ermöglichen den sanften Einstieg, um herauszufinden, welche Übungen gut geeignet und welche eher schwierig umzusetzen sind. So kann man sich langsam an die idealen Kombinationen und Bewegungsabläufe herantasten und das Yoga ganz individuell auf die Bedürfnisse des Behinderten abstimmen.

Autorenprofil

Stefan
Stefan
Stefan ist seit vielen Jahren begeisterter Yogaanhänger.

Er ist der festen Überzeugung, dass Yoga dabei hilft, dass die Menschen wieder zu sich selber finden und friedlicher werden.

Durch Yoga wird unsere Welt eine bessere.