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Yama Sittenlehre: Die fünf Yama-Stufen

Yama Sittenlehre: Die fünf Yama-Stufen
Yama Sittenlehre: Die fünf Yama-Stufen – Bild © koldunov / 123rf.com

Wer sich in der Welt des Yoga bewegt entdeckt schnell, dass die Lehre weit über die intensive Körperarbeit hinausgeht. Unter den eifrigen Yogis ist die Yoga Sutra bestens bekannt. Darin beschreibt der Autor Patanjali den achtgliedrigen Pfad zur Erleuchtung und Einheit mit allem. Darunter finden sich auch die 5 Yamas, die die Verhaltensweisen gegenüber anderen beschreiben. Man kann sie im Grunde auch als Grundlage der yogischen Lebensweise bezeichnen.

Was bedeutet Yama?

Der Begriff “Yama” stammt aus dem Sanskrit und bedeutet übersetzt so viel wie “Selbstkontrolle” und “Enthaltung”. Bei Yama handelt es sich um einen Verhaltenskodex, der Teil des achtgliedrigen Pfads nach Patanjali aus der berühmten Yoga Sutra ist. Dabei werden Verhaltensweisen gegenüber anderen beschrieben. Er ist außerdem die Grundlage und die erste Stufe des Raja Yoga, der noch sieben weitere Stufen folgen.

Durch Yama ist es möglich, die Persönlichkeit weiterzuentwickeln, wobei fünf Yama-Stufen beschrieben werden:

Ahimsa
• Satya
• Asteya
• Brahmacharya und
• Aparigraha.

Es handelt sich einfach gesagt um eine Art Sittenlehre, in der diejenigen Normen und Regeln zusammengefasst sind, die für das (zwischen-)menschliche Handeln Relevanz besitzen. Die fünf Yamas helfen, ein Leben in Balance und Harmonie zu führen und werden im Folgenden näher erläutert.

Sie sind Teil des achtgliedrigen Pfads nach Patanjali, die folgende Stufen beinhalten:

  1. 5 Yamas = Verhalten zur Umwelt
  2. 5 Niyamas = Verhalten zu sich selbst
  3. Asana = körperliche Übungen
  4. Pranayama (Atemübungen) = Kontrolle der Lebensenergie Prana
  5. Pratyahara = Rückzug der Sinne
  6. Dharana = Konzentration
  7. Dhyana = Meditation
  8. Samadhi = Überbewusstsein, Glückseligkeit, Erleuchtung

Durch die 8 Stufen soll der Weg zur Erleuchtung geebnet werden. Asanas, Meditation und Pranayama für den inneren Frieden sind beim Yoga also nur ein kleiner Teil auf dem Weg zur vollkommenen Einheit mit allem. Möchte man also streng nach den Lehren der Yoga Sutra leben, umfasst es alle Bereiche im Leben und erfordert viel Disziplin.

Ahimsa (Nicht-Verletzen, Gewaltlosigkeit)

Das Wort “Himsa” bedeutet aus dem Sanskrit ins Deutsche übertragen “Grausamkeit” oder “Gewalt”. Bei “Ahimsa”, handelt es sich um das Antonym. Es kann mit “Nicht-Gewalt”, also Gewaltlosigkeit, übersetzt werden. Allerdings geht die Bedeutung des Wortes weit über die Abwesenheit von Gewalt hinaus.

Sei immer freundlich im Umgang mit anderen

Im Allgemeinen werden unter Ahimsa Freundlichkeit, Rücksichtnahme und Zugewandtheit zusammengefasst. Hier wird aber von einem wohlüberlegten und verantwortungsbewussten Umgang mit sich selbst und allen anderen Lebewesen gegenüber ausgegangen. Physische Gewalt, mentale Gewalt und verletzende Worte sollen so weit es geht vermieden werden.


Ahimsa ist allerdings nicht so zu verstehen, dass sich eine Person im Falle eines Angriffes nicht verteidigen sollte oder dürfte. Zudem bezieht sich Ahimsa auch nicht auf eine übersteigerte Friedfertigkeit im Rahmen derer das Töten kleinster Lebewesen verboten ist. So könnten Angehörige des Raja-Yoga – anders als einige buddhistische Mönche – beispielsweise Gartenarbeiten durchführen, bei denen Kleinstlebewesen wie Würmer oder Insekten zu Tode kommen. Wird Ahimsa aber extrem streng ausgelebt, kann auch die Selbstverteidigung gegen die erste Stufe verstoßen.

Gute Taten, Worte und Gedanken…

Wichtig ist stattdessen, dass Ahimsa in Taten, Worten und Gedanken praktiziert wird. Mit anderen Worten: Es sollte nicht schlecht über andere Menschen gesprochen oder gedacht werden. Denn dies hätte sowohl für den Sprechenden oder Denkenden selbst als auch für die Person, über die schlecht geredet oder gedacht wird, negative Konsequenzen. In unserer schnelllebigen und oft oberflächlichen Welt mag das anfangs gar nicht so leicht sein. Aber Du wirst sehen wie viel leichter es sich leben lässt, wenn man seinen Mitmenschen stets wohlgesonnen und ohne Vorurteile begegnet.

Ahimsa und vegetarische Ernährung

Darüber hinaus bezieht sich Ahimsa auf die Überwindung des Wunsches zu töten. Das beinhaltet auch eine vegetarische oder gar vegane Ernährung. Denn das Erlangen der Erkenntnis, dass allem Leben gemeinsame Wurzeln zugrunde liegen, beinhaltet den Verzicht auf Gewaltanwendung gegenüber anderen Lebewesen. Zudem wird hierdurch das Lebensprinzip im Allgemeinen und das eigene Sein im Besonderen anerkannt.

Satya (Wahrheit, Wahrhaftigkeit)

Das Wort “Satya” bedeutet so viel wie “Wahrheit” oder “Wahrhaftigkeit”. Wobei sich Satya auf Gedanken, Taten und Worte bezieht und darauf abzielt, dass immer die Wahrheit gesagt, getan und gedacht wird. Wer die Stufe Satya erreicht hat, führt ein wahrhaftiges und aufrichtiges Leben. Das Gebot stets die Wahrheit zu sagen, lässt sich oft nicht mit dem Gebot der Ahimsa-Stufe, nämlich nicht zu verletzen, vereinbaren.


Mit anderen Worten: Obwohl die Wahrheit gesagt werden sollte, kann durch diese eine andere Person verletzt werden. So besteht der innere Wunsch sich nicht an das Satya-Gebot zu halten. Bezogen auf diesen Konflikt im Yama-Verhaltenskodex wird dem Nicht-Verletzen die höhere Priorität zugesprochen. Also ist in dem Fall Reden Silber und Schweigen Gold.

Asteya (Nicht-Stehlen)

Während der Begriff “Steya” mit “Diebstahl” übersetzt werden kann, handelt es sich bei “Asteya” ebenfalls um das Antonym. Das Wort bedeutet also das Gegenteil und bedeutet, dass sich niemand etwas nehmen sollte, was ihm nicht gehört bzw. gegeben wurde. Asteya gilt sowohl für geistiges als auch materielles Eigentum.

Brahmacharya (Selbstbeherrschung)

Bei Brahmacharya handelt es sich um die Reinheit von Taten, Worten und Gedanken. Wobei die Stufe die Konzentration auf das Wesentliche bzw. die Bewegung auf dieses hin beinhaltet. In manchen Interpretationen wird Brahmacharya als die Enthaltsamkeit vor Gott beschrieben. Eine Person sollte unbefleckt und rein mit der Welt interagieren. Das gelingt, wenn Du Dich auf das Wesentliche ausrichtest. Das ist wiederum förderlich, wenn nach höheren Weisheiten im Leben gestrebt wird.

Aparigraha (Anspruchslosigkeit)

Das Wort “Aparigraha” kann mit “Nicht-Zugreifen” übersetzt werden. Wobei gemeint ist, dass eine Person sich von allem nur so viel nehmen sollte, wie sie wirklich benötigt. Das Gebot beinhaltet außerdem, dass keine anderen Menschen ausgenutzt werden sollten. Eine Person sollte sich nicht in Abhängigkeiten begeben und auch nichts anhäufen. Deshalb ist Raffgier unbedingt zu vermeiden.

Was die Yamas für unser Leben bedeuten

Zusammenfassend kannst Du für Dich mitnehmen, dass die fünf Yamas die Basis des menschlichen Handelns im täglichen Leben bilden. Jeder Mensch sollte sich jeden Tag jedes Yama vergegenwärtigen und darin üben. Bindest Du diese Lebensweise neben Yoga in Deinen Alltag ein, bist Du auf dem guten Weg zu innerem Frieden, Ausgeglichenheit und zu Deiner persönlichen Erleuchtung.


Am Anfang fällt es Dir vielleicht schwer in allen Lebensbereichen nach diesen Prinzipien zu leben. Meist sind die ersten Schritte die schwierigsten. Aber schon nach kurzer Zeit wirst Du, und vielleicht auch Dein Umfeld, die wunderbaren Effekte bemerken.

Kannst Du Dich mit den 5 Yamas identifizieren? Praktizierst Du Yoga und lebst vielleicht sogar nach dem ganzheitlichen Prinzip? Teile gerne Deine Erfahrungen mit unserer yogabox.de Community!

Autorenprofil

Nick
Nick
Nick ist seit vielen Jahren begeisterter Yogaanhänger.
Er glaubt fest daran, dass Yoga dabei hilft, dass Menschen friedlicher werden können und so unsere Erde eine bessere wird.

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