MeditationPranayama

Mula Bandha: So hältst Du Deine Energien im Umlauf

Mula Bandha: So hältst Du Deine Energien im Umlauf
Mula Bandha: So hältst Du Deine Energien im Umlauf

Im Yoga werden drei Kraftzentren des Körpers definiert: die Bandhas. Das Wort Bandha bedeutet aus dem Sanskrit übersetzt so viel wie Verschluss, Siegel. Bandhas sind also zentrale Körperverschlüsse, denen eine besondere Aufgabe zukommt: Sie leiten, regulieren und bewahren die Körperenergie. Durch die Yogahaltungen und Atemübungen wird Prana aktiviert, die Lebensenergie. Sie soll Deinem Körper so optimal wie möglich dienen – durch die Aktivierung Deiner Bandhas trägst Du zu dieser optimalen Nutzung bei. In der Yogasprache wird diese Aktivierung als “Bandhas setzen” bezeichnet. Das Setzen geschieht durch feindosierte Muskelkontraktionen. Das im Körper am höchsten gelegene Bandha ist das Jalandhara Bandha, der Halsverschluss. Die Bauchkontraktion heißt Uddiyana Bandha. Und Mula Bandha steht für den Wurzelverschluss, die Beckenbodenkontraktion. Die Kontraktionen sind nicht als möglichst kräftige Anspannungen zu verstehen, sondern als genau abgestimmte und zielgerichtete Muskelzusammenziehungen, die nur durch Erfahrung und beharrliches Üben wohltuend eingesetzt werden können.

Mula Bandha kann Dir Halt geben

Mula Bandha spricht das Wurzelchakra an, den Beckenboden in der Dammregion zwischen After und Geschlechtsorgan. Der Beckenboden besteht aus der Damm-Muskulatur als äußerer Schicht, dem Diaphragma (Zwerchfell) urogenitale in der Mittel- und dem Diaphragma pelvis in der Innenschicht. Der Aktivierung des Diaphragma pelvis als muskulärer Verbindung von Scham- und Steißbein kommt beim Mula Bandha die größte Bedeutung zu. Richtig ausgeführt, kann der Wurzelverschluss Deiner Wirbelsäule eine stabile Basis geben. Er schafft Dir also eine verlässliche Grundlage für alle gesunden Körperhaltungen. Außerdem können die Yoga-Atemübungen kraftvoll unterstützt werden. Gerade der Wurzelraum gilt im Hathayoga als ein Körperbereich, der Dir nicht nur im körperlichen Sinne Sicherheit und Halt gibt. Die regelmäßige Praktizierung von Mula Bandha lässt Deine Körperenergie nicht mehr nach unten ausströmen. Die Energien steigen in unverminderter Kraft in Dir auf. Das kann vitalisierend wirken und Dich mit Tatkraft und Lebensfreude füllen. Wenn Du regelmäßig Mula Bandhas setzt, können sich weitere körperlich-seelische Vorteile einstellen. Durch den Wurzelverschluss kannst Du Dein Iliosakralgelenk stabilisieren und Entzündungen in diesem Bereich vorbeugen. Auch gegen Inkontinenz und Schmerzen beim Geschlechtsverkehr kann Mula Bandha helfen. Es gilt als durchblutungs- und potenzfördernd, außerdem als beruhigend für das vegetative Nervensystem und entspannend für Deinen Geist. Aber auch Kontraindikationen werden im Zusammenhang mit dem Mula Bandha beschrieben. Bei akuten Entzündungen im Becken, bei Steißbeinverletzungen sowie nach Beckenboden-OPs sollte darauf verzichtet werden. Ebenso wird Frauen, die schwanger sind oder kürzlich entbunden haben, von der Praxis des Wurzelverschlusses abgeraten.

Kontraktionen fein dosieren

Mula Bandha kann im Stehen oder im Meditationssitz ausgeübt werden. Viele Anleitungen raten Anfängern dazu, sich vorzustellen, sie müssten dringend zur Toilette und könnten nicht. Das ist sicherlich ein guter Vergleich, um eine Ahnung davon zu bekommen, welche Muskelgruppen Du beim Mula Bandha zusammenziehen sollst. Durch die Anspannung der Beckenbodenmuskulatur ziehst Du Deinen Beckenboden nach innen und oben. Gleichzeitig wird der untere Rücken lang, Steiß- und Kreuzbein werden in der Gegenbewegung nach unten gezogen. Erfahrene Yogalehrer sprechen davon, dass im Verlauf des Übens von Mula Bandha das Gefühl für die Kontraktion immer feiner und wohldosierter wird. Es gibt auch Übungsanleitungen, die das Setzen des Wurzelverschlusses mit der Yoga-Atemlehre Pranayama verbinden. Möglicherweise entwickelst Du mit der Kombination aus Atem und Kontraktion ein noch genaueres Verständnis für diese Verschlusstechnik.

Mula Bandha und Pranayama

Im Meditationssitz atmest Du voll und tief aus. Dabei stellst Du Dir Deinen Beckenboden als dreieckige Fläche vor (manche sagen: als gespanntes Tuch). Am Ende der Ausatmung spürst Du, wie der Beckenboden (das Tuch, die dreieckige Fläche) sich nach außen wölbt. Während der Einatmung hältst Du die Wölbung weiter fest. So bringt Dich Deine Atempraxis auf ganz natürliche Weise mit der richtig dosierten Beckenbodenkontraktion in Verbindung – eine unangestrengte Kombination von Atempraxis und Mula Bandha.

Bild © dimol / 123rf.com

Click to rate this post!
[Total: 3 Average: 4.7]

Autorenprofil

Nick
Nick
Nick ist seit vielen Jahren begeisterter Yogaanhänger.
Er glaubt fest daran, dass Yoga dabei hilft, dass Menschen friedlicher werden können und so unsere Erde eine bessere wird.

Schreibe einen Kommentar

Diese Website verwendet Akismet, um Spam zu reduzieren. Erfahre mehr darüber, wie deine Kommentardaten verarbeitet werden.